Information in Corona-Zeiten 

Es liegt ein turbulentes Jahr hinter uns allen und wir hoffen, dass Sie/Ihr alle bisher gut durch die schwierigen Zeiten gekommen sind/seid. 

Auch in Ghana hat die COVID-19-Pandemie vieles durcheinandergewirbelt. Die Infektionszahlen im Land sind im Vergleich zu Europa zwar gering und in den Projekten, mit denen wir zusammenarbeiten, ist bisher glücklicherweise niemand erkrankt. Das liegt möglicherweise auch daran, dass Ghanas Präsident Nana Akufo-Addo bereits Ende März einen der strengsten Lockdowns des afrikanischen Kontinents und darüber hinaus verhängte. Er begründete diese Maßnahme mit folgenden Worten: 

Wir wissen, wie wir die Wirtschaft wiederbeleben können. Was wir nicht wissen ist, wie wir Menschen wiederbeleben können.

Dennoch sind die Auswirkungen der Pandemie dramatisch, denn die auch bei uns so kritische und umstrittene Abwägung zwischen dem Schutz von Gesundheit einerseits und der Aufrechterhaltung von wirtschaftlichen Aktivitäten und Bildung findet in Ghana unter erschwerten Bedingungen statt. Weder steht eine so umfassende Gesundheitsversorgung wie in Deutschland zur Verfügung, noch haben so viele Menschen die Ausstattung, um durch die Nutzung digitaler Lösungen weiter an Bildung und Wirtschaft teilzunehmen. 

Divine Agbley (v.l.) begleitet den Abschlussjahrgang zur Distriktschule, wo die Prüfungen abgelegt werden. 

 

Wie auch in Deutschland umfassten die Maßnahmen zur Eindämmung der COVID-19-Pandemie die Schließung der Schulen – ein Schock, wie Divine Agbley, der Schulleiter der MOMO-Montessori-Academy, berichtet. Die technische Ausstattung der Schule selbst sowie der Schülerinnen und Schüler in der Region Hohoe ermöglicht keinen digitalen Unterricht, so dass der Schulbetrieb komplett eingestellt werden musste. Als Privatschule ist die Einrichtung von Schulgeld abhängig, das durch die Schulschließung nun ausbleibt. Zwar hat die Regierung die Privatschulen als einen wichtigen Faktor im Ghanaischen Bildungssystem anerkannt und Hilfen in Aussicht gestellt. Doch wann und in welchem Umfang mit Hilfe zu rechnen ist, wurde bisher nicht bekannt. Divine Agbley hat aktuell die traurige Aufgabe, die leere Schule zu verwalten: Geräte und Möbel müssen regelmäßig abgestaubt werden und auf dem Pausenhof, auf dem sonst die Schülerinnen und Schüler herumspringen, wächst Unkraut. Dazu kommen die Sorgen um die Kinder, aber auch um die Lehrkräfte und ihre Familien, denen seit April kein Gehalt mehr ausbezahlt werden kann. Bis Ende des Jahres müssen die Schulen zur Sicherheit noch geschlossen bleiben. Lediglich die Abschlussklasse 2020 war im September zum Examen zugelassen und ab Oktober erhält die nächste Abschlussklasse zur Prüfungsvorbereitung Präsenzunterricht. Hoffnungsvoll machen sich die Schulabgänger auf den Weg zur Distriktschule, wie wir auf dem Foto sehen können. Es ist der Weg in eine unsichere Zukunft in diesen turbulenten Zeiten. 

Wir glauben, dass die MOMO-Montessori-Academy sie gut darauf vorbereitet hat und wünschen ihnen alles erdenklich Gute. Die jüngeren Schulkinder müssen dagegen mindestens 10 Monate auf Schulunterricht verzichten und sind mit der Unsicherheit der aktuellen Lage konfrontiert. Sie helfen in den Familien bei der Feldarbeit und beim Vermarkten überschüssiger Früchte und die älteren Kinder betreuen die Jüngeren, damit die Eltern für das täglich Brot sorgen können. Viele Arbeitsstellen sind durch die Coronakrise weggebrochen und Familien in existenzielle Not geraten. Deshalb ist es undenkbar, dass die Familien trotz der Schulschließung weiter das Schulgeld entrichten, mit dem die Momo-Montessori-Academy fest gerechnet hatte. Damit ist auch die Schule in einer existenziellen Krise. In der Satzung hat unser Verein festgelegt, dass die Projekte ihre täglichen Kosten in Eigenleistung decken müssen, um keine Abhängigkeiten zu schaffen. Da wir jedoch die Unterstützung von Personen in besonderen Notsituationen ebenfalls im Vereinszweck verankert haben, haben wir uns entschlossen, Divine Agbley zumindest eine bescheidene Corona-Nothilfe zu bezahlen, damit seine Existenz gesichert ist und er den minimalen Schulbetrieb und den Neubau weiter betreuen kann. Aktuell diskutieren wir auch, wie wir eine Unterstützung der Lehrkräfte umsetzen können. 

In dieser außergewöhnlichen Situation ist es eine gute Nachricht, dass der Schulhausneubau ganz normal weitergeht. Nicht nur erhält das die Arbeitsplätze der am Bau beteiligten Menschen, es ist auch eine Investition in eine Zukunft nach Corona. Das Erdgeschoß ist beinahe fertig und war vor dem Lockdown auch schon von den ersten Klassen bezogen worden. Nun kann der Ausbau der Klassenzimmer im ersten Stock in Angriff genommen werden. Aller Voraussicht nach wird die Schule im Januar ihren Betrieb wieder aufnehmen dürfen, doch niemand weiß, unter welchen Auflagen dies geschehen wird. 

Wir sind hoffnungsvoll, dass die MOMO-Montessori-Academy gut gerüstet ist, denn kleine Klassen, genug Platz, damit jedes Kind in Ruhe lernen kann sowie hochwertige Sanitäreinrichtungen waren von Anfang an vorgesehen.  

Diese Maßnahmen kommen jetzt auch dem Infektionsschutz zugute. Wir hoffen deshalb, dass der Schulbetrieb im Januar reibungslos starten kann und die Schule den Kindern wie auch den Lehrkräften nicht nur ein anregendes intellektuelles und soziales Umfeld bietet, sondern auch ein sicherer Ort für sie ist. Wir danken im Namen der MOMO-Montessori-Academy herzlich für den Beitrag, den Sie/Ihr dazu geleistet haben/habt und freuen uns sehr über weitere Unterstützung, um die baulichen Voraussetzungen dafür fertigzustellen. 

Auch die Entwicklung der anderen Projekte, mit denen wir zusammenarbeiten, steht unter dem Eindruck der Pandemie: Kids‘ Corner ist seit März geschlossen und Comfort Opoku und Hilda Quist, die Kids‘ Corner betreiben, erhalten eine finanzielle Unterstützung vom Verein. Selbstverständlich geht auch die Unterstützung der Waisen und HIV-infizierten Kinder im Rahmen von Kids‘ Corner lückenlos weiter. Die deutschen Freiwilligen, die sowohl die MOMO-Montessori-Academy als auch Kids‘ Corner unterstützt haben, mussten mit Beginn der Pandemie überstürzt abreisen und neue Freiwillige können aktuell nicht entsandt werden. 

In der Gisela Memorial Clinic ist zum Glück wieder Ruhe eingekehrt. Die Leiterin, Juliana Foli war auf einem lange geplanten Besuch in Deutschland, als die Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung verhängt wurden. So saß sie fast fünf Monate in Goslar fest, der ersten Station ihrer Reise. Weiterreisen durfte sie nicht, nach Hause konnte sie auch nicht. Schließlich konnte sie mit einer Sondermaschine der ghanaischen Regierung und nur mit Handgepäck wieder in ihre Heimat gebracht werden. Zwei Koffer mit Sachspenden musste sie in Deutschland zurücklassen. In der Klinik wurde sie dringend gebraucht, um ihre Kolleginnen zu unterstützen, die sie in ihrer Abwesenheit vertreten mussten. Jetzt geht es in der Klinik wieder verhältnismäßig ruhig zu und glücklicherweise scheint es auch dort bisher keine COVID-19-Fälle zu geben. Auch in der Klinik in Worawora ist alles beim Alten. 

Wir wünschen Ihnen/Euch vor allem Gesundheit und Durchhaltevermögen und freuen uns, wenn wir gemeinsam Solidarität mit unseren Projektpartnern und -partnerinnen in Ghana zeigen können. 

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Freunde für Ghana e.V.

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