Freiwilligenbericht von Thorben, Hohoe, Juni 2019

Thorben ist nun schon seit August 2018 in Hohoe bei der MOMO-Montessori Academy. Hier ist nun sein bereits dritter Bericht von seiner Zeit in Hohoe (Zeitraum Februar – Mai 2019) – für den wir uns wie immer herzliche bedanken. Es ist immer wieder interessant zu lesen, wie es ihm in Ghana ergeht. (Hier findet hier seine ersten und zweiten Freiwilligenbericht)

Liebe Freunde für Ghana!

Der folgende Bericht beschreibt meine Erlebnisse aus dem Freiwilligendienst im Zeitraum Februar bis Ende Mai. Unter anderem erzähle ich von Helgas Besuch. Am Ende gibt es noch einige Fotos, die die beschriebenen Erfahrungen noch einmal bildlich zeigen.

Workshop: Mülleimer bauen

Mitte Februar kam mir die Idee, einen Workshop mit einer Klasse durchzuführen. Der Zeitpunkt passte auch gut, da zur Mitte des Terms die Arbeit gewöhnlich etwas weniger wird. Da ich einerseits  etwas Handwerkliches mit den Kindern machen wollte, und mir andererseits die Verschmutzung durch Müll immer schon ein Dorn im Auge war, entschied ich mich mit einer Klasse Mülleimer zu bauen.

Ich wurde kreativ und erstellte mir ein Konzept, von dem ich überzeugt war, das es sowohl für die Kinder machbar als auch für die Schule kostengünstig war. Ich entschied mich den Workshop mit der Junior-High-School 1 (Klasse 7) durchzuführen. Eine Entscheidung die mir teilweise viele Nerven und Geduld abverlangte. Man merkte doch deutlich, dass sich jene Schüler gerade mitten in der Pubertät befinden, doch wir fanden schnell eine Linie, auf der wir gut miteinander auskamen. Die Schüler mussten sich Holzlatten in die richtige Länge sägen und ein Drahtgitter passend ausschneiden. Insgesamt sollten sie vier Mülleimer bauen. Ebenso wie großes Interesse am Handwerken zeigten die Kinder auch ein schnelles Dazulernen. Mit jedem neuen Mülleimer brauchten wir weniger Zeit und sie wurden auch optisch schöner. Die Klasse selber hatte keinen Mülleimer, weshalb sie mich auch immer fragten ob wir nicht auch Einen für sie selber bauen könnten. Da nach den vier Mülleimern noch Material übrig war, durften sie sich schlussendlich noch ihren Eigenen bauen. Das hatten sie sich aber auch redlich verdient.

Mama Connies Geburtstag

Am 19. Februar feierten wir mit der ganzen Schule Mama Connies 70. Geburtstag. Als Mitgründerin der Schule wird sie überall hoch angesehen und ist für die Kinder wie eine zweite Oma. Dementsprechend groß viel die Geburtstagsparty auch aus. Es gab ein eigenes Schul-Komitee, welches die Planung des Geburtstags übernahm. Es wurde viel gefeiert und Mama Connie war sichtlich stolz, was bisher schon in diesem Projekt (Momo Montessori Academy Hohoe) entstanden ist.

Treffen der Freiwilligen des Eine-Welt-Netz NRWs in Ghana und Togo

Am 22. Februar ging es für mich dann in die Hauptstadt nach Accra. Dort fand das diesjährige Zwischenseminar für alle Freiwilligen des Eine-Welt-Netz NRWs in Ghana und Togo statt. Unser Seminarleiter Kingsley besitzt in Accra ein eigenes Hotel und leitet über das Jahr verteilt Seminare für diverse Gruppen. Er verfügt außerdem über gute Deutschkenntnisse, weshalb wir Großteile des Seminars auf Deutsch durchführten. Die Lage des sich am Wasser befindenden Hotels nutzen wir häufig in den Pausen um schwimmen zu gehen.

Schwerpunkte des Seminars war die Selbstreflektion der vergangenen Monate, sowie die Zielsetzung für die restlichen Monate. Selbstverständlich diente das Seminar auch dem Austausch von Erfahrungen. Für mich war es auch schön, die Freiwilligen aus Togo wiederzusehen. Einige von uns Ghana-Freiwilligen waren zu dem Zeitpunkt bereits in Togo gewesen.

Den Aufenthalt in Ghana nutzen die Freiwilligen aus Togo über das Seminar hinaus um noch ein bisschen mit uns „Ghanaern“ in Ghana zu reisen. Unter anderem feierten wir zusammen den Geburtstag von Zweien von uns und gingen auf ein fünftägiges Festival in Busua. Das Festival ist bei Freiwilligen in Ghana bekannt, sodass man die ein oder anderen vertrauten Gesichter sah. Für den kleinen Ort an der Küste ist das Festival eines der größten Events im Jahr.

Im Austausch mit den Einheimischen ergab sich zu meiner Verwunderung, dass sie das Festival und den vielen Tourismus mögen. Sie erzählten mir, dass es zwar fünf Tage rund um die Uhr laut ist, und dass die Touristen viel Müll hinterlassen, aber dass der wirtschaftliche Aspekt all dies zweitrangig werden lässt.

Bevor die Gruppe aus Togo wieder nach Hause musste, besuchten wir noch einen Surf-Kurs. Dieser brachte uns nochmal eine Menge Spaß. Insgesamt kann man sagen, dass das Zwischenseminar und die anschließende Reise eine gelungene Aktion war.

Helgas Besuch

Am 18. März kamen uns Helga mit ihrer Tochter Lucia für eine Woche besuchen. Helga gründete im Jahr 2009 zusammen mit Mama Connie die Schule und ist nun Teil der Partnerorganisation „Freunde für Ghana“.

Lasse und ich zeigten den beiden, wie unser Arbeitsalltag aussieht und führten sie durch die Schule. Auf unserem Schulgelände entsteht gerade ein neues, zweistöckiges Gebäude. Große Investitionen wie diese wären ohne die finanzielle Unterstützung von „Freunde für Ghana“ gar nicht möglich. Helga brachte diesmal wieder gesammeltes Geld mit, von dem das Gebäude weitergebaut werden konnte.

„Inter-Schools“ Sportwettbewerbe

Zur selben Zeit fanden in Hohoe die „Inter-Schools“ statt. Es ist ein Event für ausgewählte Grundschulen (bis Klasse 8) in Hohoe, indem die Schulen in Fußball, Volleyball und Basketball gegeneinander antreten. Die gute Integration in die verschiedenen Arbeitsbereiche zeigte sich auch dadurch, dass ich gefragt wurde ob ich im Voraus zusammen mit zwei Lehrern unserer Schule eine Fußballmannschaft formieren könnte und auf das Turnier vorbereiten könnte. Meine Leidenschaft für Fußball war bekannt, und ich freute mich auf die bevorstehenden Aufgaben. Die Kinder waren sehr gespannt auf die Spiele und waren mit höchster Motivation dabei. Das ganze Event gestaltet sich über drei Tage. Neben dem Trainieren war ich auch noch als „Team Medic“ tätig, was mir große Freude bereitet hat. Unserer Erste-Hilfe-Kasten war zwar nur gering ausgestattet, jedoch gab es keine ernsthafte Verletzung, weshalb dies nicht zum Problem wurde.

Nach dem zweiten Tag des Turniers hatte ich abends leichtes Fieber, was ich jedoch darauf schob, dass ich den ganzen Tag in der Sonne am Spielfeldrand gestanden hatte. Leider war dem nicht so, denn als ich mich am nächsten Morgen zusätzlich noch sehr schwach gefühlt habe, bin ich ins Krankenhaus gefahren, wo mir Malaria und Typhus diagnostiziert wurden. So verpasste ich leider die entscheidenden Spiele unserer Mannschaft, was ich sehr bedauerte. Ich bekam jeweils ein Medikament für die Krankheiten und wurde damit wieder nach Hause geschickt. Trotz der Medikamente blieb mein Fieber sehr hoch, weshalb ich nach zwei Tagen wieder beim Krankenhaus war und stationär aufgenommen wurde. Im Krankenhaus bekamen die Ärzte alles in den Griff, was mich und meine Familie in Deutschland sehr erleichterte.

„Mr. & Mrs Momo Wahl“

Im April veranstalteten wir (Sports & Games Commitee) eine Eating-Competition sowie die Wahl von „Mr. und Mrs. Momo“. Die Eating-Competition spielten die Schüler in vier Mannschaften gegeneinander (Section red, blue, green and yellow). Die einzelnen Gruppen schickten jeweils einen Auserwählten, der auf Zeit z.B. ein halbes Brot essen musste.

Bei der Wahl von Mr. und Mrs. Momo traten acht Paare im Modeling, im Wissens-Quiz und im Freestyle gegeneinander an. Es galt, die Jury mit einem Lauf und einem kreativen Beitrag zu überzeugen. Manche Schüler sangen zu einem Lied, andere wiederum probierten mit einer Tanzeinlage zu imponieren. Im Wissens-Quiz wurden allgemeine Fragen zu Ghana gestellt, sowie spezielle Fragen zur Schule. So wurde von der Jury ein Ranking erstellt, mit dem Mr. and Mrs. Momo 2019 erstmittelt wurden.

Die Osterferien nutze ich um mal wieder zu reisen. Zusammen mit zwei anderen Freiwilligen (Jonah und Robert) fuhren wir an die Strände im Osten des Landes, nach Keta und Ada.

Workshop Teil 2: Mülleimer bemalen

Zurück in der Schule begann ich mit dem zweiten Teil meines Workshops. Die anfangs erwähnten Mülleimer standen nun eine lange Zeit im Lagerraum rum, und Divine fragte schon, wann ich sie denn endlich an die Straße stelle. Ich kaufte die passende Farbe und begann mit der vierten Klasse die Mülleimer in blau und weiß anzumalen. Dafür teilte ich die Klasse in zwei Gruppen, sodass eine Gruppe nur weiß malt und die andere nur blau.

Bei Helgas Besuch brachte sie viele Pinsel mit, was die ganze Aktion deutlich erleichterte. So brauchten sich die Kinder nicht um Pinsel zu streiten, denn es gab genug in jeder Größe. Ich organisierte es so, dass eine Gruppe immer am Malen war, während ich mit der anderen Gruppe Spiele gespielt habe. In dieser konnte die Farbe trocknen bevor, die Schüler eine zweite Schicht aufgetragen haben. Letztendlich haben sie drei Mülleimer in blau und weiß angemalt, die seitdem auf der Straße vor der Schule stehen.

Kids‘ Corner

Im Kids Corner habe ich angefangen für die älteren das „kleine Ein-mal-Eins“ zu unterrichten. Mit jedem Mal verstehen es die Kinder mehr, was mir ein gutes Gefühl gibt. Ich sammle nach jeder Stunde die Ergebnisse ein, und möchte sie am Ende den Kindern zusammengebunden zurückgeben.

In meinem Projekt wurde ich inzwischen vollkommen integriert. Sowohl Divine als auch die Lehrer behandeln mich, als wäre ich schon immer Teil der Schule gewesen. Mit Divines Unterstützung werde ich auf jegliche Situationen bestens vorbereitet, sodass es keine Herausforderungen, wie die am Anfang meines Fwds mehr gibt.

Viele Grüße aus Ghana

Thorben