Feiwilligenbericht von Thorben, Hohoe, 23.11.18

Thorben ist seit August 2018 in Hohoe bei der MOMO-Montessori Academy und hat uns im November seinen ersten – sehr ausführlichen und interessanten Zwischenbericht geschickt, wofür wir uns an dieser Stelle bedanken. Wir hoffen, es macht eucht genauso viel Spass, über seine Erfahrungen und ersten Eindrücke zu lesen. 

Liebe Freunde, liebe Verwandte, liebe Familie!

Wie in meinem Spendenbrief versprochen, kommt hier mein erster Zwischenbericht, der ein paar meiner Eindrücke und Erfahrungen schildern soll.

Ich bin jetzt seit ca. 3 Monaten in Ghana und verbringe die meiste Zeit in Hohoe. Hier wohnt meine Gastfamilie, und hier ist auch die Momo Montessori Academy, mein Projekt vom Eine-Welt-Netz NRW.

Für alle, die sich an dieser Stelle fragen, warum aus Nicaragua (wie im Spendenbrief angegeben), nun plötzlich Ghana geworden ist: „Leider“ wurden alle Projekte in Nicaragua vom Auswertigem Amt im Mai 2018 auf unbeschränkte Zeit geschlossen, weil die Sicherheit der Freiwilligen nicht mehr gewährleistet werden konnte.

So, nun aber zum Wesentlichen!

Die Ankunft in Accra am Flughafen und das Zueinanderfinden mit meinem Gastvater hat gut geklappt. Noch bevor ich überhaupt die Einreise nach Ghana und die Registrierung gemacht hatte, wurde ich von Bentil, einem Freund meiner Gastfamilie, nett in Empfang genommen. Er arbeitet im Flughafen von Accra und kennt sich deswegen bestens aus. Mit ihm habe ich auf meine zwei Gepäckstücke gewartet, und er hat mich letztendlich auch zu Divine, meinem Gastvater, gebracht.

Ab dann bin ich mit Divine alleine mit einem Taxi zu einem Hostel gefahren, um dort zu übernachten. Meine Ankunft war am späten Abend. Deswegen machte es keinen Sinn mehr, die ca. sechsstündige Fahrt ins nordöstlich gelegene Hohoe anzutreten.

Die Fahrt nach Hohoe

Am nächsten Morgen sind wir zu Freunden von Divine gegangen, die mich auch sehr herzlich empfangen haben, und wir haben ein sehr leckeres und üppiges Frühstück bekommen. Anschließend hat uns ein Taxi zum Abfahrtsort der Kleinbusse gebracht. Dieser Abfahrtsort ist vergleichbar mit einem Busbahnhof. Von dort fahren viele Kleinbusse zu den größeren Städten Ghanas. Ich bin dann mit Bentil in meine Stadt nach Hohoe gefahren.

Allein diese Fahrt war schon ein aufregendes Erlebnis für mich. In einem Gefährt, ungefähr so groß wie ein VW Bulli wurden 15!! Sitzgelegenheiten eingebaut und Platz für Gepäck gibt es im Kofferraum auch noch. Wenn der voll ist wird das Gepäck halt auf dem Dach mit einem Spanngurt befestigt.

Nachdem Divine einen guten Preis für die Mitnahme meines Gepäcks ausgehandelt hatte, mussten wir nur noch warten bis alle 15 Plätze voll waren. Das hat ca. eine Stunde gedauert. Dann konnten wir endlich die Fahrt beginnen. Aus Accra rauszukommen hat schon wieder ewig gedauert, da die Straßen sehr voll waren. Aber mit einer Mischung aus viel Geduld und dem ein oder anderen riskanten Überholmanöver war auch das irgendwann geschafft.

Je weiter man sich von Accra entfernt hatte, desto grüner wurde die Landschaft. Im Gegenzug häuften sich aber auch die nichtasphaltierten Straßen. Auf diesen Straßen sind teilweise große Schlaglöcher, die unser Fahrer im Schritttempo mit geschicktem Slalom weitestgehend gut umfahren hat.

Ankunft in Hohoe

Als wir in Hohoe ankamen und mein Hintern sich auch echt freute, endlich aussteigen zu können, stürzten sich viele Leute auf mich, um mich willkommen zu heißen. Viele Händler waren auch da, die mir Essen verkaufen wollten. Ein Mann nahm mir mein Gepäck ab, und ich wollte es ihm erst nicht geben, weil ich einfach keine Ahnung hatte, wer er ist und was er mit meinem Gepäck vor hatte. Er nahm es dann wie selbstverständlich und wie sich später herausstellte, war es der Bruder von Divine. Schlussendlich kamen wir an unserem Haus an, wo mich wiederum viele Leute begrüßten.

An diesem Tag wurde ich so vielen Leuten vorgestellt, dass ich den Überblick verlor, wer zu wem gehört und wie nochmal die ganzen Namen waren. Das besserte sich in den Folgetagen, als ich dann ein bisschen besser differenzieren konnte, welcher Name wichtig war, und welche Person vielleicht nur zufällig bei meiner Ankunft an unserem Haus stand und mich auch gegrüßt hat.

Als nach dem ersten Tag alles ein bisschen ruhiger wurde, fand ich auch Zeit meinen Koffer auszupacken und mich selbst ein bisschen in meinem eigenen Zimmer zu sortieren. Für die erste Nacht wollte ich noch mein Moskitonetz aufspannen, jedoch fehlte ein Haken in der Decke. Bei diesem Problem half mir Divines Bruder, der mit einem Handbohrer einen Haken, für mein Empfinden relativ locker, in der Decke befestigte. Aber er hält bis heute!!

Das soweit zu meinen ersten Tagen in Ghana.

Als ich am 16. August in Hohoe ankam, hatten die Schüler noch zwei Wochen Ferien. Da Divine der Schulleiter ist, ging er trotzdem jeden Tag zu Schule, um in seinem Büro zu arbeiten. Nach zwei/drei Tagen Regeneration und Zurrechtfinden in der Gastfamilie, soweit das in der Zeit möglich ist, habe ich Divine dann täglich begleitet. Mein Job war es dann, Zeugnisse und andere Zettel in die Ordner der Kinder zu sortieren. Das war keine sonderlich anspruchsvolle Aufgabe, aber für mich absolut gut, um ein wenig Struktur in meine ersten Tage zu bekommen, und um sich nützlich zu fühlen.

– Zu diesem Zeitpunkt hieß es noch, dass mein Mitfreiwilliger zwei Wochen nach mir ankommt (später mehr dazu).-

Was die Essensversorgung betrifft, stellt Divine es den Freiwilligen frei, ob sie sich selbst versorgen wollen oder ob sie für gewisses Entgeld mit ihm essen wollen. So oder so sind die ersten beiden Wochen kostenlos, damit man sich an das Essen hier gewöhnen kann, und um einen Eindruck vom ghanaischen Essen zu bekommen.

Das Essen war am Anfang sehr scharf, sodass ich immer viel Wasser während des Essens brauchte. Divines Frau wohnt nicht bei uns im Haus, weshalb eine Köchin bei uns im Haus arbeitet. Das ist absoluter Luxus und auf keinen Fall gewöhnlich hier in Ghana!! Da ich das Angebot der Vollverpflegung jedoch sehr reizvoll fand, und mir zusätzlich der Großteil des gekochten Essens schmeckte, entschied ich mich gegen die Selbstverpflegung.

Die Mahlzeiten werden immer auf fertig portionierten Tellern gebracht. Anfangs waren diese Portionen viel zu groß für mich, ich habe sie jedoch fast immer aufgegessen. Nach einer Woche, in der ich dementsprechend auch schon gut zugenommen hatte, habe ich die Köchin dann gebeten, mir kleinere Portionen zu geben.

Nach ca. zwei Wochen bin ich mit Freiwilligen vom Bistum Münster, die auch zu meiner Zeit in Ghana angekommen waren, zu den Wasserfällen von Wli gefahren.

Wli Wasserfall

Den Kontakt zu ihnen hatte ich noch vor meiner Ausreise in Münster hergestellt. Und da sie nur eine Stunde nördlich von Hohoe wohnen, konnten wir daraus einen Tagesausflug machen. Die Wasserfälle sind eine der berühmtesten Sehenswürdigkeiten der Volta Region und ca. 30 Minuten mit einem Kleinbus von Hohoe entfernt. Es war sehr interessant, seine ersten Eindrücke mit anderen, die in der gleichen Situation sind, auszutauschen. Wir hatten alle bereits „Banku“, ein typisch ghanaisches Essen, probiert und waren uns einig, dass das nicht unser Lieblingsessen wird.

Nachdem die Ferien zu Ende waren und offiziell die Schule wieder anfing, bereitete ich mich mental auf einen belebten Schulhof mit vielen Schülern vor. Das Gegenteil aber war der Fall. Am ersten Schultag waren nur wenig Schüler da. Mit den kommenden Tagen wurden es dann immer mehr. Auch die Bewerbungen von Lehrern und die Anmeldungen der neuen Schüler kamen erst nach Schuljahresbeginn. An die Tatsache, dass der erste Schultag mehr als eine Anregung verstanden wird, langsam mal wieder zur Schule zu kommen, musste ich mich erst gewöhnen.

Die Ankunft von meinem Mitfreiwilligen, die zu dieser Zeit geplant war, wurde leider aus gesundheitlichen Gründen noch zwei weitere Wochen nach hinten verschoben.

Schulbeginn

Zu Schulbeginn gab Divine mir die Aufgabe, die Stundenpläne der einzelnen Klassen auf einen großen Stundenplan digital zusammenzufassen. Da ich nicht der „Computerprofi“ bin/war, ist es einiges an Wissen gewesen, dass ich mir erstmal selber aneignen musste im Zusammenhang mit Word- oder Exceltabellen. Nach der Fertigstellung war ich auf meine Tabellen schon ein bisschen Stolz.

Divine bekam anscheinend den Eindruck, mit mir einen Computerspezialisten zu haben, und fragte mich, ob ich nicht ein System entwickeln könne, mit dem man die Schulgebühren digital berechnen und abrufen kann. Ich fand die Idee gut und sinnvoll und nahm die Herausforderung an, sagte ihm jedoch auch, dass ich so etwas noch nie gemacht habe und nicht wisse, ob mir das gelänge.

Nachdem ich viel ausprobiert hatte und auch häufig sehr frustriert war, habe ich es geschafft eine Exceltabelle zu erstellen, mit der wir angefangen haben zu arbeiten und das bis heute auch noch tun. Die vielen Stromausfälle machen die Datensicherung nicht gerade einfacher, weshalb die „speichern“ Taste meine am häufigsten benutzte Taste ist.

Nach einem Gottesdienst mit Divine

Einen Monat später als geplant kam Lasse, der andere Freiwillige dann schließlich an. Um ihn abzuholen, und auch um mein Visum zu verlängern, sind Divine und ich dann nach Accra gefahren. Wie so oft gelingt im Leben nicht immer alles. Wir trafen erfolgreich mit Lasse zusammen, jedoch scheiterte der Versuch, mein Visum zu verlängern.

Mit der Ankuft von Lasse, startete auch unser zweites Projekt. In Santrokofi, einem Nachbarort von Hohoe, der ca. 10 min mit dem Auto entfernt ist, sind wir Dienstags und Donnerstags nach der Schule. Der „Kids Corner“ ist ein Projekt, welches von meiner Partnerorganisation „Freunde für Ghana“ ins Leben gerufen wurde. Es bietet Kindern von ca. 5 bis 14 Jahren die Möglichkeit, nach der Schule zu spielen, zu singen oder auch ein bisschen zu lernen. Häufig gehe ich, nachdem wir ein bisschen in Büchern gelesen oder einfach nur Bilder angeguckt haben, mit den Kindern raus, um Fußball zu spielen. Die Kinder freuen sich immer, uns zu sehen. Leider können wir nur mit den älteren Kindern reden, da die kleineren noch kein Englisch können. Um den Kleinen etwas zu erklären, brauchen wir immer die Hilfe von der Projektleiterin „Comfort“ als Übersetzerin. 

Kids Corner mit Janik

 

Ich hoffe ich konnte euch einen kleinen Eindruck von meinem Alltag in Ghana und meinen bisherigen Erfahrungen geben und halte Euch natürlich mit weiteren Berichten auf dem Laufenden. Wenn ihr zu irgendwelchen Themen noch mehr wissen wollt, dann schreibt mir einfach eine Email.

Viele sonnige Grüße aus Ghana

Euer Thorben

Kokrobite beach mit Divine