MOMO Montessori Academy
die Erfolgsgeschichte einer Bildungsinitiative
„Das ist es, wofür ich seit langer Zeit gebetet habe“, entfuhr es Comfort Agbley, nachdem sie das Konzept für spielerisches Lernen in Kindergärten durchgelesen hatte. Helga Fuchs hatte es nach dem ghanaischen Bildungsplan ausgearbeitet und wollte fragen, ob Interesse an der Umsetzung besteht. Mit diesem Moment begann eine tiefe Freundschaft und fruchtbare Zusammenarbeit zwischen der ghanaischen Bildungsbeauftragten Comfort Agbley und der Montessoripädagogin Helga Fuchs.
Sofort organisierte Frau Agbley, ab jetzt Mama Connie, Kurse für Erzieherinnen. Helga Fuchs schöpfte dafür aus ihren Montessori-Erfahrungen und vermittelte auch die Bedeutung der kindlichen Gehirnentwicklung in den ersten Lebensjahren.
Zwei Jahre später, im Jahr 2009, startete Mama Connie einen Modellkindergarten, um gute frühkindliche Bildung in die ländliche Region in Ghana zu bringen.
Sie war jetzt im Ruhestand und hatte sich bei einem Besuch in Deutschland Anregungen für ihren Weg geholt. Ihre Schule nannte sie aufgrund ihrer Erfahrungen „MOMO Montessori Academy“. Helga Fuchs sicherte ihre Unterstützung zu. Für finanzielle Hilfen wurde der Verein Freunde für Ghana e.V., bzw. der Vorläufer Ghanafreunde e. V., ins Leben gerufen.
Helga Fuchs und ihr Mann reisten dann auch in ihren Urlauben zur Schule in Hohoe (Voltaregion in Ghana). Die Besuche waren gefüllt mit Lektionen für Lehrkräfte in Montessori-Pädagogik, sowie unzähligen Nachmittagen und Abenden mit Diskussionen über Erziehungsziele.
Wichtig ist dabei, nicht zu bestimmen, was Lehrer*innen in Ghana zu tun haben. Es geht lediglich darum, von den Erfahrungen aus Europa zu berichten, im Wissen, dass jede Kultur ihren eigenen Weg finden und gehen muss.
Auf der anderen Seite sind Kinder und Menschen auf der ganzen Welt gleich. Sie haben nicht nur das Bedürfnis nach Nahrung und Schlaf, sondern ebenso nach emotionaler Zuwendung. Wenn sich ein Kind akzeptiert fühlt, lernt es besser. Und Lernen ist ein Grundbedürfnis von Kindern.
Ein großer Schritt nach zehn Jahren
Das Jahr 2019 ist in der Schulgeschichte ein besonderes Jahr: Am 27. Juli gab es eine große Feier zum zehn-jährigen Jubiläum der MOMO Montessori Academy. Erstmals besuchte ich aus diesem Anlass Ghana und die Schule, begleitet von Helga Fuchs und ihrem Mann Christfried Döring. All die Jahre hatte ich als Schriftführerin im Verein Freunde für Ghana e. V. mitgefiebert bei der Entwicklung. Nun war ich neugierig, das Land, die Menschen und die Schule zu erleben. Mein erster Eindruck: Ein Schulhof voller fröhlich lärmender Kinder zwischen 5 und 15 Jahren, ein herzlicher Empfang durch Mama Connie und ihren Sohn Divine Agbley, und ein Rohbau, dessen Dach wir gleich bestiegen.
Was war geschehen?
Die Kinder im Kindergarten konnten sich im Raum frei bewegen und ihren Interessen nachgehen. Spielerisch hatten sie Buchstaben, Farben, Tiere und Pflanzen kennengelernt. Die Eltern beobachteten, dass sie sich gut ausdrücken konnten und neugierige Fragen stellten. Es wurde bald klar, dass die Kinder im selben Stil weiterlernen mussten. Sie waren ja weiter als die Altersgenoss*innen und konnten nicht in die staatliche Schule gehen, wo vor allem Unterordnung und Gehorsam geübt werden, wenn es sein muss mit dem Stock.
Die Eltern wandten sich an Mama Connie und baten darum, ihren Kindern die Schulausbildung zu ermöglichen. Mama Connie zögerte nicht lange und baute ein Klassenzimmer aus Holz. Es konnte weitergehen. Im folgenden Jahr kam ein neuer Anbau und so erweiterte sich der Betrieb nach und nach. Aber nicht nur Räume wurden nötig. Auch mehr Lehrer, eine größere Küche, Wasserbehälter…, eine Mauer um das Gelände, da das benachbarte Hotel widerrechtlich einen Anbau auf dem Schulareal begann. Das war viel, auch für eine sehr tatkräftige Frau wie Mama Connie. Sie bat ihren Sohn um Hilfe. Der gab seinen Arbeitsplatz bei der Bank auf und übernahm mit Schwung und Tatkraft mehr und mehr Aufgaben. Nebenher studierte er bei Accra an der Pädagogischen Hochschule. Nach erfolgreichem Abschluss wurde er staatlich anerkannter Headmaster und löste Mama Connie als Direktor der Schule ab. Inzwischen war die Anzahl der Schüler auf 430 !!!!! angewachsen.
Eine ganz neue Herausforderung: Der Geräuschpegel der Klassen, nur durch Bretterwände getrennt, abgesehen von dem Lärm des Regens auf dem Wellblechdach. Ein Haus aus Steinen war nötig.
Gemeinsam mit einem Architekten plante der Direktor ein zweistöckiges Haus mit 14 Räumen. Gesamtkosten 92.000 Euro. Die Schule trägt zwar mit dem Schulgeld den laufenden Betrieb wie Gehälter, Essen und Inventar, aber eine solche Summe kann sie nicht aufbringen. Deshalb versprach Freunde für Ghana e. V. zu helfen.
Die erste Spendensumme reichte für das Fundament und so erfolgte 2017 der erste Spatenstich. Parallel formten Arbeiter*innen ganze Berge von Bausteinen. Im Frühjahr 2019 begann der Bau der Mauern. Zum Jubiläum im Juli waren bereits zwei Räume überdacht.
Im September zum Schulbeginn werden sieben Schulklassen die neuen Räume mit Leben füllen.
Wahrlich ein großer Schritt.
Und darüber hinaus
Seit einigen Jahren profitieren Freiwillige vom Austausch der Kulturen. Über Eine-Welt-Netz NRW verbringen sie ein Jahr in der Schule, werden liebevoll betreut und dürfen eigene Projekte umsetzen. Gegenseitiges Erleben bereichert Schule und Freiwillige.
Der Besuch Ghanas und des Schulprojekts bestärkte mich in der Überzeugung, dass kleine Projekte durch persönlichen Kontakt besonders zielführend arbeiten können. Ich sehe dass,
- Bildung die Lebensbedingungen der Landbevölkerung verbessert,
- gute Schulbildung auf dem Land fast nirgendwo zu finden ist,
- Landflucht und auch die Flucht über Grenzen nur so aufzuhalten ist.
Oder wie Paul Maar, der Schirmherr von Freunde für Ghana e. V. sagt:
„Ich bin der festen Überzeugung, dass Kinder in aller Welt ein Recht auf Bildung haben. Denn die Schulbildung gibt ihnen die Hoffnung und die Aussicht als Erwachsene eine Zukunfts-Chance zu haben.“
MOMO Montessori Academy - die Erfolgsgeschichte einer Bildungsinitiative:
Wer mehr über dieses Projekt hören und sehen möchte, ist eingeladen zu unserer Veranstaltung am
Samstag 28. September, 19 Uhr
in der Villa an der Schwabach, Hindenburgstr. 46a, Erlangen
Dort werden wir das Projekt vorstellen.